Andreas Reckwitz im Gespräch: Die Gesellschaft der Singularitäten

Folge 6: Der Wandel der Sozialstruktur

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Kommentare

by CM-Jörg Röger on
Eine wirklich interessante Episode. Mir erscheint diese Definition des gegenwärtigen Klassenbegriffs definitiv plausibel. Beim Hören kam mir außerdem der Gedanke, dass besonders die jungen Generationen in die neue Mittelklasse fallen und die reiferen Generationen in den Traditionen stecken. Ich habe allgemein den Eindruck, dass viele ältere Leute kritisch auf unsere jüngere Generation blicken, im Hinblick auf die Einstellung zur Arbeit. Früher war es nötig, hart, akkurat und viel zu arbeiten, dem Nachbar sich eine eiserne Arbeitsmoral eingestellt. Bei der jüngeren Generation ist zu erkennen, dass sie, wie Herr Reckwitz beschrieben hatte, ihren Fokus auf die erfüllende Lebensgestaltung legen. Beide Generationen Blicken kritisch auf die jeweils andere, da sie die Lebenseinstellung des jeweils anderen teils als problematisch ansehen. Es findet also eine Abstufung statt. Dieser Podcast hat meine Beobachtungen also gut unterstreichen können und den Grund für das jeweilige Verhalten geliefert.
by PL on
Sehr geehrter Herr Reckwitz, ich finde Ihre Forschungsergebnisse bezüglich der Sozialstruktur sind durchaus interessant, denn es ist möglich, die verschiedene Merkmale fūr sich selbst nachzuvollziehen. Die Thematik betrifft schließlich die gesamte Gesellschaft und begegnet einem allgemein im Leben. So kann man die unterschiedlichen Auswirkungen durch den sozialen Strukturwandel, die Sie nennen, selbst in der Gesellschaft reflektiert sehen, etwa an der steigenden Zahl von Abiturienten und Hochschulabsolventen, verbunden mit der Erwartung eines höheren Abschlusses. Aber auch die von Ihnen genannte Auf- und Abwertung: Neue Werte treten in den Vordergrund, während beispielsweise konservativere Werte als weniger zeitgemäß betrachtet werden - was allgemein spürbar ist, so ist beispielsweise Offenheit ein größeres Thema. Natürlich kann das aber auch zu Konflikten führen. Ich denke, es ist bei der Charakterisierung der Klassen auch durchaus sinnvoll, den Fokus nicht nur auf das Gehalt und Vermögen zu legen, sondern kulturelle Faktoren und den Einfluss einzubeziehen, da deren Bedeutung in einer Gesellschaft nicht ignoriert werden kann.
by FG_Pseudonym on
Meiner Meinung nach finde ich diesen Klassenbegriff als mehr zutreffend, im Gegensatz zu den Modellen der Soziologen Bolte, etc. Besonders passend finde ich die Erklärung der alten Mittelklasse und die Unterscheidung zu der neuen Mittelklasse. Für mich ist dieses Modell deshalb geeignet, weil es moderner ist und sich besser an die jetzige Umwandlung auf den tertiären Sektor zum Beispiel einstellt. (neue Mittelklasse will sich frei entwickeln, ist nicht unbedingt an einen Punkt gebunden). Bei seinem Modell teilt er nicht wie bei Schichtmodellen lediglich die Individuen in eine Schicht, weil sie unter dem Durchschnittlichen Einkommen liegen, sonder zieht mehr Analysekategorien heran. (Rahmenbedingungen, Räumlich und auch Kultur) Vielen Dank für dieses Beispiel des Klassenbegriffes. FG
by AG_Pseudonym on
Der Podcast ist echt interessant. Auch der Begriff der Klasse passt zu der heutigen Gesellschaft, da sich die Gesellschaft heutzutage nicht nur aufgrund ihres materiellen Wohlstands unterscheidet. Der Begriff der Individualität wird heute immer wichtiger und daher wäre auch der Begriff Milieu zutreffend, da dieser die Lebensweisen und Einstellungen der Menschen einbezieht und den sozialen Unterschied quasi komplett ausblendet, sowie es sich viele Menschen wünschen. Dennoch muss man sagen, dass die materiellen Unterschiede auch heute vorhanden sind und sie immer noch für ein soziales Ungleichgewicht sorgen, was bei manschen Menschen zu Unzufriedenheit führt. Deshalb denke ich man kann dies nicht außer acht lassen, wie zum Beispiel beim Modell des Sinus Milieus ist. Auch das der Begriff der Klasse die Konkurrenz zwischen den Menschen mit einschließt ist in meinen Augen nicht irrelevant, da unsere Gesellschaft so funktioniert. Der Austausch und die Kommunikation der Klassen bzw teilweise auch die Abhängigkeit sorgt dafür, dass wir so leben können wie wir es tun. Was ebenfalls ein Punkt dafür ist, die sozialen Unterschiede nicht wegzulassen und alles in einem Begriff so passend zu vereinen ist echt beeindruckend.
by g_m on
Meiner Meinung nach wird der Klassenbegriff hier sehr gut dargestellt. Es ist nicht zu kompliziert und verallgemeinert viele Sachen, die in anderen Modellen viel zu umfassend und kompliziert dargelegt sind. Die Mittelklasse wird nun mal gekennzeichnet durch bestimmte kulturelle Lebensführungen, die sich alle sehr ähnlich sind und durch die Gleichheit an Einkommen, Bildung etc., denn wäre das nicht annähernd gleich, würde man sich ja offensichtlich nicht im gleichen Kreis bewegen. Es stimmt aber auch, dass eine gewisse Konkurrenz zwischen den Schichten geht, auch wenn es um Machtpositionen geht. In der Politik versucht sich auch hauptsächlich der Mittelstand durchzusetzen, weil diesem nun mal die meisten Menschen angehören.
by Mme Bovary on
Sehr geehrter Herr Reckwitz, Ihre Forschungsergebnisse finde ich hochinteressant. Ich bin schon lange ein "Fan" von Pierre Bourdieu und finde ihn bei Ihnen aktualisiert.
by Ulrike Orso on
Vielen Dank Herr Reckwitz! Endlich nimmt sich jemand dieses Themas an! Ich hab 5 Berufsausbildungen und gehöre theoretisch zu den Ungebildeten die ständig irgendwie medial als dumm und unfähig vorgeführt werden. Jahrelang hab ich nach Arbeit gesucht und bekam trotz meiner Fähigkeiten deren ich mir durchaus bewusst bin, bestenfalls Hilfarbeiter Jobs. Wenn man kein Studium vorzuweisen hat - eigentlich gleichgültig welches - ist man sowas von unten durch, dass es nur noch diskriminierend ist. Letztendlich hab ich mich vom Arbeitsamt abgemeldet und arbeite jetzt sehr, sehr geringfügig aber mit dem Gehalt meines Mannes geht es grad noch aus. Diese Thematik gehört noch viel breiter ausgetreten und immer wieder wiederholt - zu dieser Gruppe gehören nämlich so gut wie alle abfällig bewerteten "Boomer". Liebe Grüße und nochmals Danke! Ulrike Orso

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